Bullenmarkt und Bärenmarkt, so sieht der Zyklus der Börse aus.
Rundlauf der großen Tiere
Der Bulle (Stier; was für ein Zufall: mein Sternzeichen) steht für den Anstieg der Börse, also wenn die Kurse steigen. Ab und zu liest man auch hierfür das französische Wort Hausse.
Der Bär, wer hätte es gedacht, steht für den Rückgang der Börse. Für die Frankophilen unter euch: Baisse.
Bärige Zeiten
Die Börse ist im Moment eher im Abwärtstrend. Nun gut, das stimmt nicht so ganz. Wenn ich mir mein Portfolio so anschaue, dann haben wir es eher mit einer Achterbahn zu tun, auf Französisch: Montagnes Russes. Seltsamerweise heißt Montagnes Russes russische Berge. Spuky. Denn der Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, ist einer, wenn nicht der einzige Auslöser, warum die Börsen sich im Achterbahn-Modus befinden.
Kaufen oder ängstlich sein
Ich brauche die Lage nicht zu beschönigen: Das Portfolio ist im Minus, ich habe Verluste gemacht (virtuell) und ich bin meinem Ziel, den Brot- und Butterjob aufzugeben und mich nur noch meiner Kunst hinzugeben, so weit entfernt wie noch nie. Oder nicht? Dazu später mehr.
Ziehe ich den Schwanz ein und gestehe mir ein, dass die Börse ein Spielplatz für Zocker und Halodris ist? Dann hätte ich Angst, dass das Geld weg ist. Dass ich das Geld durch das monetäre Klo gespült habe. Aber es ist nur virtuell weg. Ich habe die Aktien noch, also ist kein Verlust entstanden. Es sei denn, genau, wenn mich die Angst packt und ich den “kümmerlichen” Rest auf meinem Konto sehen will, wo es natürlich sofort der Gefräßigkeit der von unserer allseits geliebten Gurkentruppe fabrizierten Inflation anheim gesucht wird. Danke schon einmal an der Stelle an den Menschen, der mit Deutschland nichts anfangen kann und im Übrigen, Kinderbücher schreiben, das sollte er auch denjenigen überlassen, die das können, genauso wie die Wirtschaft, wie Haushaltstipps. Ach komm, wenn wir schon dabei sind, er soll doch bitteschön alles lassen.
Wir bzw. ich kann auch heroisch sein und jetzt kaufen.
Ist das klug?
Aus meiner Sicht ist es das Beste, was man machen kann. Ohren anlegen, denn die Lügenpresse beschreibt schon das Ende der Börse, das Ende der Welt und was auch immer. Jetzt kaufen lautet die Devise. Das Geld vernichtet sich im Moment selbst und es gibt keinen besseren Zeitpunkt, als sich jetzt mit günstigen Aktien, ETFs oder Kryptos einzudecken.
Kaufen. Warten. Freuen.
Ich gehöre nicht dazu
Was hört man landauf und landab, wenn eine Aktie raketenartig steigt. Hätte ich das gewusst, hätte ich einsteigen können, dann wäre ich jetzt reich, dann müsste ich nicht vor dem Chef buckeln, dann könnte ich jetzt Cocktails in der Karibik schlürfen blablabla.
Es kann sein, dass es den einen oder anderen Mut kostet, jetzt in den Markt zu investieren. Denn der Markt kann sich noch nach unten bewegen. Aber wie man nicht den Scheitelpunkt nach oben vorhersagen kann, so kann man auch die Talsohle nicht vorhersagen. Ja, es gibt Rechenmodelle, es gibt auch eine Wettervorhersage, aber die Unwägbarkeit bleibt immer.
Ich kann gut brüllen, ich habe schon die Bären- und die Bullenerfahrung gemacht. Aber Mimimi-Typen werden nun mal nicht reich, außer in ihren Träumen und die sind spätestens am Ende der Nacht vorbei.
Mal in die Glaskugel geschaut
Ich sprach von der Entfernung zu meinem Lebensziel. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass ich mich rückwärts bewege, das Ziel immer kleiner wird.
Ist das so?
Auf den ersten Blick ja, so und nicht anders. Aber werfen wir doch noch mal ein anderes Auge auf die Situation. Jetzt kaufe ich billig. Der Bulle gewinnt die Oberhand (dies wird auf kurz oder lang geschehen) und dann steigen die Aktien wieder.
Ich habe Aktien zu günstigen Preisen gekauft, also den Turbo angeschmissen. Was werden diejenigen machen, die nicht so viel Mut hatten? Richtig, sie kaufen, wenn die Aktien steigen, was machen diejenigen, die noch weniger Mut haben? Richtig, sie kaufen, der Markt wird heiß, die Aktien steigen immer schneller. Und heißt es Spitz pass auf. Wann überhitzt der Markt? Oder anders gesagt, wann ist der Peak erreicht. Jetzt heißt es verkaufen und die Gewinne realisieren. Das Perfide daran ist, dass der Ängstliche und noch schlimmer, der noch Ängstlichere immer noch hofft, dass der Weg noch nach oben geht. Ergebnis: teuer eingekauft und nicht zum besten Preis verkauft.
Das Ganze hat auch einen Namen: Ei des Kostolany oder das antizyklische Investieren.
Am Ende des Tages bleibt es spannend
Das ich am absoluten Tiefpunkt kaufen und am höchsten aller Peaks verkaufen werde, das glaube ich nicht. Von diesen Gedanken sollte man sich verabschieden. Aber wenn man ein wenig Grips und Mut in die Sache steckt, dann ist die Geldbörse immer ein bisschen voller als vorher.