Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
Philip Rosenthal
Ich habe es versucht. Ehrlich!
Ich habe es versucht: Ich wollte ein Buch schreiben, ohne eine Liste, ein Drehbuch oder eine Struktur (also eine aufgeschriebene), ich würde es nicht hier, ein wenig zerknirscht postulieren, wenn es funktioniert hätte. Stephen King ist ein Schriftsteller, der dies nach eigenem Bekunden kann. Ich bin ein Schriftsteller, der nun erfahren hat, dass dies nicht der Weg für mich ist.
Schmeiß ich den Text nun auf den digitalen Müll?
Mitnichten, so schlimm ist es nicht, aber es bedarf der Nacharbeit.
Hierbei ist nicht die Technik des Schreibens, sondern die Herangehensweise das, was man durch Ausprobieren herausfinden muss.
Ich bin Liste
Ich denke, auch wenn dies natürlich absolut überheblich klingt, Listen wurden für mich erfunden.
Die profane Einkaufsliste, die “Was brauche ich für ein Renovierungsprojekt-Liste” bis hin zur Urlaubsliste mit, wenn ich gut drauf bin, der genauen Anzahl von Unterhosen.
Ihr denkt jetzt bestimmt: Wow, das hat mich schon immer interessiert, ich wusste es aber noch nicht.
Das mag sich alles “komisch” anhören, aber Listen machen den Kopf frei. Niedergeschrieben, ausgeführt, abgehakt.
Die Schokolade bleibt im Regal
Spekuliert nicht die Discounter-Industrie darauf, dass ein Konsomentus Normalus den Laden stürmt und sich von den Angeboten oder anderen Tricks leiten lässt?
Fun-Fact: Ich war mit meiner Frau in Disneyland Paris, wem die Geschichte gleich bekannt vorkommt, ja, ich habe sie schon einmal erzählt. Zurück nach Paris, zurück zu Mickey Mouse: Vor einer der Fressbuden roch es nach BBQ. Nicht einfach so, sondern nach einem Hardcore Grillspektakel, aber wenn man die Bude sabbernd gestürmt hat, war dies nur ein profane, austauschbare Burger-Bude, ohne fette Steaks.
Meine Frau war skeptisch, als ich die Aerosol-Aroma-These aufgestellt hatte. Aber Jahre später wurde dies durch einen YouTuber bestätigt.
Die Moral von der Geschicht: Mit einer strukturierten Liste kommt man schneller und billiger durch den Discounter und wird zu Hause nicht von den Kalorien in ein Kalorien-Mutterschiff verwandelt.
Qualität vor Deadline
Eigentlich wollte ich bis Ende 2023 das neue Buch eingetütet haben. Aber würde mir die Qualität gefallen? Ich denke: Nein. Hätte ich immer und immer wieder gebastelt, bis ein Ergebnis zustande gekommen wäre? Ich denke: Ja. Arbeitet man so professionell: Nein? Will ich professionell arbeiten? Ja.
Das Frage- und Antwortspiel hat hier ein Ende. Es gibt nur eins: Änder das Skript, mach dir einen Plan (aka Liste) und hau ein Buch raus, das sich nur so gewaschen hat.
Schnell raus damit
Was waren das für Zeiten, indem man sich ein Markengerät kaufte und darauf vertraute, dass es mindestens, wenn nicht noch mehr, ein Leben lang hält.
Aber dann kam Alfred P. Sloan, seines Zeichens General-Motors-Präsident, auf die glorreiche Idee der geplanten Obsoleszenz, also dem geplanten Verschleiß, und damit war die Qualität dahin.
Fortan war kaufen, kaufen, kaufen immer an erster Stelle.
Kunst macht (k)eine Ausnahme
Der Verschleiß vom Geschriebenen lässt sich nicht mit Destruktion beziffern. Es ist vielmehr, dass von den Schriftstellern erwartet wird, pro Jahr ein Buch auf den Markt zu werfen. Mancherorts wird die Zahl sogar verdoppelt. Wo bitteschön bleibt da die Qualität, die Entwicklung, die jeder Schriftsteller durchläuft. Ich rede erst gar nicht von Recherche.
Nächster Unheilsgral: KI. Das Web wird von Tsunamis generierter Grafiken geflutet. Die ersten mögen noch nett anzuschauen sein, aber die Masse ist so uniform, dass man nach dem Außergewöhnlichen lechzt. Die Hand, das Auge, der Wortschatz des Künstlers. Fein inszeniert. In Frage gestellt. Überarbeitet. Und unter Geburtsschmerzen – sorry Ladies, dass ich diesen Vergleich benutze – in die Welt geworfen. Der Zweifel bleibt. Wird die Gemeinde das Kunstwerk annehmen? Aber auch die Vorfreude: Ich habe eine neue Idee, besser als alles andere.
Wenn dies geschieht, dann sprechen wir von Kunst, dann sprechen wir von wahrhaften Künstlern.
Die Häutung, der Schmetterling
Der kleine Wurm, nicht sonderlich attraktiv, gefräßig, daher von den grünen Däumelingen gejagt. Aber nach der Zeit der Reifung und dem Wunder der Natur entsteht etwas, das so zart ist, aber nach der Chaostheorie so umwerfend sein kann.
Deshalb lohnt es sich, sein Werk anzusehen, und wenn es noch im Wurmstadium ist, dem Ganzen der Zeit und dem Wunder der Kreativität aussetzen und gespannt zu sein, was sich entwickelt.
Liste, Drehbuch, Storyboard
Nennt es, wie ihr es wollt. Ich werde meine Protagonisten sherpamäßig an die Hand nehmen und strukturiert durch das Abenteuer “Buch” stolpern lassen.
Auch wenn das hier alles auch so romantisch klingen mag, nicht alle werden es schaffen. Ich schreibe immerhin Thriller und da muss der oder die eine auf der Strecke bleiben, sonst gähnt sich der geneigte Leser zu Tode und dies kann ich nicht verantworten.