(Stillstand ist der Tod), geh voran, bleibt alles anders – Bleibt alles anders – Herbert Grönemeyer.
Veränderung ist der Motor
Der Stein ist zum Rad gemeißelt, so jedenfalls bei Familie Feuerstein. Wo stünde die Menschheit heute, wenn sie sich nicht immer wieder dem Abenteuer Veränderung hingegeben hätte?
Ich bin mir sicher, dass die Jungs und Mädels nicht vor einer Hütte rumlungern würden. Ohne Veränderung würde es die Menschheit wahrscheinlich nicht mehr geben.
Veränderung ist komisch, Veränderung tut weh
Jeder wünscht sich Veränderung. Besonders wenn er in einer Situation steckt, die alles andere als günstig ist. Aber dann kommt die Veränderung. Zuerst als Bild im Kopf und dann gespiegelt in der Wirklichkeit. Aber diese Bilder sind nie deckungsgleich. Es fühlt sich komisch an, diese Veränderung. Jetzt ist sie da, erwünscht, herbeigesehnt mit jeder Faser des Körpers, aber es ist nicht so wie erwünscht. Fragen kommen auf, gejagt von den Zweifeln, ob dies, was man sich gewünscht hat, diese Veränderung wirklich dies ist, was man haben möchte. Die Veränderung fühlt sich wie ein seelischer Schmerz an. Wie eine Desorientierung in einem sonst geordneten Leben.
Die Veränderung, ein störrischer Esel
Der geneigte Leser stellt sich die berechtigte Frage: Warum tut man sich mit Veränderungen so schwer, man wollte sie doch so mehr oder weniger dringend?
Klare Antwort: Der Neandertaler in uns und die Hirnchemie sind der Hemmschuh.
Der Neandertaler in uns mag die Veränderung nicht. Veränderung könnte den Tod bedeuten. Vieles ist unbekannt und kann nicht eingeschätzt werden.
Hört sich doof an, wo doch der Neandertaler doch vor ca. 400.000 Jahren lebte. Kurz nachgerechnet: 16.000 Generationen Mensch haben seitdem die Erde bevölkert. Da sieht man mal wieder, dass die Evolution eine Superschnecke ist.
Der zweite Fallstrick in unserem Streben nach Veränderung ist der Chemiebaukasten in unserem Gehirn, genauer gesagt, die Straße aus Synapsen, auf der wir täglich wandeln.
Bremsen ohne Denken
Ein Beispiel für die Arbeit der Synapsen-Autobahn: Wir sind mit unserer geilen Karre unterwegs, die Sonne scheint, die Mucke dröhnt aus den Lautsprechern, uns geht es gut, aber wir sind etwas abgelenkt. Da hat der Vordermann oder die Vorderfrau (sucht es euch aus) das Bedürfnis zu bremsen. Sagen wir mal, stark zu bremsen, Vollbremsung. Wir bremsen natürlich auch (alles andere wäre destruktiv für den Köper und für unsere geile Karre). Haben wir darüber nachgedacht? In etwa: Och, die Bremslichter des Vordermanns kommen aber schnell auf einen zu, könnte mal auch versuchen, in die Eisen zu treten.
Nein, wir latschen in die Bremsen, ohne großartig darüber nachzudenken, weil wir auf der Synapsen-Autobahn einen Merker haben, der sagt, wo die Bremse ist, wie stark wir bremsen sollen und dass wir überhaupt reagieren. Wir wollen ja überleben.
Neue Straßen braucht das Hirn
Stellen wir uns einmal unser Hirn bei Veränderungen vor. Erst einmal will es das nicht. Das Hirn ist auf Überleben ohne Veränderung ausgelegt und jetzt kommen wir als Mensch daher und wollen immer und immer wieder etwas Neues. Das wird dann halt ein wenig strubbelig. Wie ein Feldweg, der erst mit der Zeit und der häufigen Benutzung ein wenig besser fahrbar wird. Genauso funktioniert es unter der Schädelplatte. Synapsen formieren sich neu, andere “verkümmern”. Alte Wege überwuchern, neue werden geschaffen.
Drum gebet euch Zeit für das Neue
Veränderungen sind wichtig, ohne sie wäre das Leben ein ewiger Kreislauf aus Langeweile. Auch wenn sich das Neue wie eine Bootsfahrt auf kabbeligem Wasser anfühlt, wenn wir es wollen, dann sollten wir das Spiel mitspielen. Auch dann, wenn uns das Schicksal mal den einen oder anderen Stein in den Weg legt. Es ist nur eine Prüfung, ob wir die Veränderung wollen und so stark sind, den Stein aus dem Weg zu räumen. Wir sollten uns nicht von unserem Neandertalerhirn leiten lassen, sondern immer nach Veränderung streben. Das Gute festhalten, das semigute überdenken und den Rest ohne Wenn und Aber über Bord kippen. Nur wer sich weiterentwickelt, wird dem Altersstarrsinn entgehen (hoffe ich zumindest) und noch lange am Rock ´n´ Roll des Lebens teilhaben können.